MIT IHRER FEINEN SPÜRNASE SIND TRÜFFELHUNDE DEM EDELPILZ AUF DER SPUR. BESUCH BEI EINEM TRÜFFELEXPERTEN IN DEUTSCHLAND.
Schmeckt wie...
Der Geschmack eines Trüffels lässt sich schwer in Worte fassen: Die einen schwärmen von einem Vanille-Nuss-Aroma, andere wiederum meinen, einen Hauch von Knoblauch herauszuschmecken.
Saftige Preise
Bis zu 9.000 Euro kostet ein Kilogramm dieser Delikatesse. Da kommt selbst bei einer Portion von 20 Gramm schon ein hübsches Sümmchen zusammen. Es gibt viele verschiedene Arten, die das ganze Jahr über vorkommen, und sie wachsen nicht nur in warmen Regionen von Italien über Frankreich bis Spanien. Einige dieser Trüffelarten wie die Sommertrüffel sind auch in Deutschland heimisch. „Sie kommen sehr häufig vor“, bestätigt Fabian Sievers. Der 45-Jährige baut seit sechs Jahren Trüffeln im Leinebergland zwischen Hannover und Göttingen an.
Feine Spürnase
Erschnüffelt werden sie von Trüffelhunden. Woopee ist so ein Trüffelhund. Zusammen mit seinem Herrchen ist er seit fünf Jahren heimischen Trüffeln auf der Spur. Woopee ist ganz wild auf die Delikatesse im Unterholz. Die sanfte Hügellandschaft des Leineberglands ist durchsetzt von lichten Wäldern und Freiflächen, ideal für das natürliche Wachstum dieser Spezies. Warum sie kaum einer findet: Trüffeln wachsen unter der Erde und sind ohne den feinen Geruchssinn eines ausgebildeten Hundes kaum zu entdecken.
Buddeln in der Tiefe
Plötzlich ist Woopee aufgeregt. Ungestüm beginnt sie zu buddeln. Tief graben muss sie nicht. Die in dieser Jahreszeit vorkommende Sommertrüffel liegt meist direkt unter der Oberfläche. Woopee schnappt sofort zu. Für Fabian Sievers ist es nicht ganz einfach, seinem Hund die schwarze Knolle abzutrotzen. „Wir haben einen Deal“, erklärt er. „Winzige Murmeln, die sie mit einer Pfote rauswischen kann, darf Woopee behalten“. Die Sommertrüffel, die sie in der Schnauze hat, muss sie allerdings hergeben. Sievers lobt das wuschelige Fellbündel ausgiebig für seine Fähigkeit und belohnt es mit einem Leckerli.
Wilde Schweine
Während Woopee weiterschnüffelt, erklärt er, warum aus dem Trüffelschwein ein Trüffelhund geworden ist: „Die ersten Trüffelsucher waren Landwirte, die mit ihren Schweineherden durch die Wälder zogen. Weil reife Trüffeln Duftstoffe ausströmen, die dem Sexualhormon des Ebers sehr ähnlich sind, stürzten sich die Sauen in die Trüffelhaine.“ Doch Schweine sind wenig wendig, schwer zu erziehen und trampeln durch Flora und Fauna, weswegen sie schon längst nicht mehr eingesetzt werden. Ein Lagotto Romagnolo dagegen ist ideal für die Trüffelsuche.
Der Baumexperte
Sein Wissen, mit welchen Bäumen der Trüffelpilz mykorrhiziert, hat er in seine Trüffelplantage einfließen lassen. Auf der zwei Hektar großen, leicht abschüssigen Weide hat er in loser Folge Haselnuss, Heinbuche, Rotbuche und Eiche angepflanzt. Auch Obstbäume wie Wildkirsche oder Apfel dürfen dabei sein. „Trüffel bevorzugen feuchte, kalkreiche Böden, die einen pH-Wert von über 7 haben“, weiß Sievers.
Verbotene Pilze
Genau wie in der freien Natur braucht es Jahre, bis die Verbindung zwischen Baum und Pilz Früchte trägt. Fabian Sievers weiß, dass es ein langjähriges Unterfangen ist, für das man Know-how und jede Menge Geduld braucht. Doch es lohnt sich. Geruch und Geschmack wirken auf viele Menschen anziehend. Immer wieder wird der Trüffel eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Solche Mythen tragen vielleicht auch zum Wert mit bei. Aber vor allem ist es eines: „Der Trüffelanbau in Deutschland ist so jung, dass es bislang noch keinen Zugriff gibt auf heimische Trüffelarten“, sagt Fabian Sievers. „Jeder Fruchtkörper, der legal auf deutschen Tellern landet, ist importiert.“
Alles natürlich
Fabian Sievers blickt der Zukunft gelassen entgegen: 20 Kilo Trüffelernte pro Hektar, so meint er, seien locker drin. Für realistisch hält er jedoch 40 bis 60 Kilo pro Hektar. Leuten, die damit schnell das ganz große Geld verdienen wollen, rät er allerdings ab – zu langwierig und beschwerlich. Was ihn trotzdem daran fasziniert, ist nicht der Ausblick, reich zu werden: „Jeder Monokulturacker, der in eine extensive Trüffelkultur umgewandelt wird, ist für mich ein Gewinn. Denn dort versuchen wir, die natürlichen Abläufe in der Natur zu imitieren und damit das alte Gleichgewicht wiederherzustellen.“
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