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SIE HABEN IN EINER WERBEAGENTUR GEARBEITET. DANN STIEGEN SIE AUS. SEITDEM REISEN SIE ALS SURFENDE KÖCHE UM DIE WELT.

Er ist salt und er ist silver

Thomas Kosikowski (oben links) und Johannes Riffelmach leben ihren Traum:

Vor drei Jahren haben sie ihre Jobs in einer Werbeagentur aufgegeben. Seitdem reisen, kochen und surfen sie. 2014 sind sie durch Südamerika gereist, haben die besten Surf-Spots und Leckereien zwischen Kuba und Chile ausgemacht und die Speisen in ihrem Buch „Salt & Silver“ festgehalten. 141 Rezepte aus acht Ländern bietet das Kochbuch. Jedes Kapitel stellt die Kulinarik eines jeweiligen Landes dar: von Rops Vieja (Rindfleischgericht aus Kuba) über Fischtacos (Mexiko) bis hin zu Suppe mit Bananenblättern (Nicaragua).

Lernen durch Reisen

Lernen durch Reisen

Herr Riffelmacher, Herr Kosikowski, in welchem Moment in Ihrem Leben haben Sie gedacht: „Jetzt reicht es, wir steigen aus!“?

R: Es war ein schleichender Prozess: Ich war damals fast fünf Jahre in der Karrieremühle der Werbewelt und spürte, wie ich mit jedem Tag unzufriedener und unglücklicher wurde.

K: Ich hatte gerade mein Praktikum in einer Produktionsfirma für Werbefilme in Barcelona beendet. Die Vorstellung, in die gleiche Falle wie Jo zu tappen, hat für den Fluchtreflex gesorgt.

R: Eines Tages haben wir sehr frustriert ein paar Biere getrunken und in einer Eckkneipe den Beschluss gefasst, unser Leben umzukrempeln. Da war uns aber nicht bewusst, wohin uns diese Idee führen würde.

"Südamerika hat zwei der spannendsten kulinarischen Kulturen, die von Mexiko und Peru."

Sie sind dann nach Südamerika gefahren. Warum gerade dorthin?

K: Vor allem hat uns die Aussicht gelockt, Tausende von Kilometern surfbare Küste entlangzureisen. Von Tijuana im Norden Mexikos bis nach Südpatagonien reihen sich perfekte Surf-Spots aneinander.

R: Außerdem fanden wir, dass die Esskultur Südamerikas in Europa unterrepräsentiert ist. Das hat uns motiviert. Südamerika hat zwei der spannendsten kulinarischen Kulturen, die von Mexiko und Peru. Außerdem kann man sich mit nur zwei Sprachen, Spanisch und Portugiesisch, auf dem gesamten Kontinent verständigen.

Die Hand an der Pfanne, den Fuss auf dem Surfbrett

Die Hand an der Pfanne, den Fuss auf dem Surfbrett

Auf Mallorca laufen die besten Wellen bei Nord- und Nordostwind. Die besten „breaks“ findet man in der Alcudia-Bucht.

Visionen Wirklichkeit werden lassen

Visionen Wirklichkeit werden lassen

Warum sind Sie überhaupt nach Europa zurückgekehrt?

R: Für einen Kapitän ist das Schiff genauso wichtig wie der Hafen, aus dem er kommt. Wir leben beide seit vielen Jahren in Hamburg, einer Metropole in Norddeutschland. Hamburg ist für uns Heimat. Heimkommen macht genauso viel Spaß wie aufbrechen.

K: Wir wollten ja auch nicht nur am Strand liegen, sondern auch was erreichen: In Hamburg haben wir ein gutes Netzwerk, das uns ermöglichen soll, unsere Vision zu verwirklichen.

Welche Vision ist das?

K: Wir wollen ein Restaurant eröffnen. Das war immer unser Traum. Am Ende soll es das Herz unseres Projekts werden, der Ort, an dem alles zusammenläuft. Jeder kann dann Teil von „Salt & Silver“ sein, er muss uns einfach besuchen und mit uns essen.

R: In jedem Winter wird die Küche geschlossen. Dann bereisen wir einen neuen Kontinent und im Frühjahr wird es dementsprechend eine neue Karte geben. Freiheit bedeutet ja nicht, abzuhauen und dann weiterzumachen wie zuvor – wir wollen etwas Neues schaffen.

K: Das ist der Plan.

"FREIHEIT BEDEUTET JA NICHT, ABZUHAUEN UND DANN WEITERZUMACHEN WIE ZUVOR. WIR WOLLEN ETWAS NEUES SCHAFFEN."

"Wer seine Reise bis in alle Details plant, verpasst das Beste."

Wie wichtig ist Planung für eine Reise in die Freiheit?

R: Die spannendsten Dinge auf unserer Reise durch Südamerika haben sich spontan ergeben. Wer seine Reise bis in alle Details plant, verpasst das Beste. Wir haben für unsere Reisen meistens nur eine grobe Richtung im Sinn. Der Rest darf auf uns zukommen, es soll kommen, wie es kommt.

K: Und meistens kommt es ohnehin anders als geplant. Wir machen uns vorher mit der Ess- und Alltagskultur der Länder vertraut, in die wir wollen. Etwas über die Geschichte zu wissen und die wichtigsten Phrasen in der Landessprache zu lernen kann auch nicht schaden.

Wenn man sich professionell vermarktet, wie Sie es tun: Verkommt Freiheit da nicht zur Pose?

R: Eine Geschichte entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern dadurch, dass man sie erlebt. Und wenn das geschehen ist: Warum soll man sie dann auch nicht denjenigen erzählen, die sie hören wollen?

K: Dass „Salt & Silver“ bekannter wird, ist ein schöner Nebeneffekt, war aber nie Motivation dafür, warum wir tun, was wir tun. Abenteuer und Freiheit sind nicht inszeniert – wir leben das.

"Wir kochen aber aus Leidenschaft und das ist etwas, was die meisten anderen Köche respektieren."

Wie beeinflusst das Gefühl, frei zu sein, das Kochen?

R: Ein Beispiel: Wir waren mit einheimischen Fischern unterwegs, die mit ihren Familien noch ohne Strom und Infrastruktur im Amazonasbecken leben. Dort muss man natürlich essen, was der Regenwald hergibt. Wir waren mit den Kindern des Dorfes Piranhas angeln, mit einer toten Möwe als Köder. Und dann haben wir gemeinsam mit den Familien gekocht.

K: So lernt man, zu improvisieren und sich zu beschränken. Daraus haben wir Selbstvertrauen geschöpft und die Bücher auch deswegen gemacht, um diese Erfahrungen weiterzugeben.

R: Dabei halten wir uns nicht für Kochgenies. Wir behaupten auch nicht, gelernte Köche zu sein. Wir kochen aber aus Leidenschaft und das ist etwas, was die meisten anderen Köche respektieren.

Kochen als Teil eines Abenteuers?

R: In gewisser Weise schon – auf das wir aber auch manchmal hätten verzichten können: Thomas ist in Mexiko von der Polizei festgenommen worden – nachts, mit Shotgun am Kopf. Ich lag unter einem Truck und habe die Szene beobachtet.

"Unsere Erfahrungen in Südamerika haben uns insgesamt demütiger gemacht."

Wie ist es dazu gekommen?

K: Wir haben Graffiti gesprüht. Vielleicht war das naiv von uns, dann kam die Polizei.

R: Unsere Erfahrungen in Südamerika haben uns insgesamt demütiger gemacht: Wir sind dankbar für alles, was wir in Deutschland haben. In vielen Ländern Lateinamerikas ist nichts von dem selbstverständlich, was wir in Mitteleuropa als Wohlstand und Absicherung kennen.

K: Aber das bedeutet natürlich nicht, dass wir jetzt zu Hause bleiben werden. Wir freuen uns, wenn wir andere inspirieren, aus ihrem Käfig auszubrechen.

Kann man das Gefühl von Freiheit konservieren, wenn man zurück in die Arbeitswelt eintaucht?

K: Wir verdienen unser Geld mit dem, was wir am liebsten tun. Ich würde das deshalb Freiheit nennen.

Und was bedeutet Ihnen das Ankommen?

R: Ankommen bedeutet für uns, den nächsten Aufbruch zu planen.

"Wir verdienen unseren Lebensunterhalt mit dem, was wir am liebsten tun."

„WIR VERDIENEN UNSEREN LEBENSUNTERHALT DAMIT, DASS WIR DAS TUN, WAS WIR AM LIEBSTEN TUN. FÜR MICH IST DAS „FREIHEIT“.“

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