Die Eismacherin Marina Marchiori, 49, verführt ihre Kunden allerdings viel lieber mit dunkler Schokolade.
„Es gab in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren eine Phase in Bologna, da machte eine Eisdiele und Konditorei nach der anderen zu."
„Es war, als wäre den Einheimischen mit dem Terrorismus, der Italien damals im Griff hatte, die Lust nach Süßem vergangen. In jener Zeit habe ich beim ältesten Eismacher Bolognas meinen Beruf erlernt. Dort wurde mir schnell klar, Kunden mit Süßem zu verführen, ist leicht. Leider. Der Versuch, die Menschen auch auf andere Geschmäcker zu bringen, ist härter. Bitteres mögen viele nicht. Als ich 1994 mein Geschäft in der Via Castiglioni eröffnet habe, hat es mich sehr viel Mut gekostet, den Geschmack vom Schokoladeneis so zu belassen, wie ich ihn für authentisch halte: Immerhin wird Schokolade aus Kakao gemacht und Kakao ist von Natur aus bitter."
"Heute ist unser bitteres Schokoladeneis übrigens die beliebteste Sorte."
„Man muss wissen: Die Bologneser gehören zu den wenigen Italienern, die auch im Winter Eis essen. Ich kann das Lokal also nie für einen Monat schließen, wir arbeiten durchgehend. In meinem Betrieb arbeiten fast ausschließlich Frauen. Ich finde, sie arbeiten gründlicher und sauberer als Männer, sie haben auch den feineren Geschmackssinn.
Den größten Einfluss auf meine Arbeit aber hatte ein Mann: Mein Vater war Maschinenbauer. Als junge Frau wollte ich nichts mit Maschinen zu tun haben. Nun bin aber doch bei ihnen gelandet, und arbeite jeden Tag mit Eismaschinen. Was mein Vater mich gelehrt hat, ist: Wahrer Genuss steckt nicht im Opulenten und Dekadenten, sondern immer im Kleinen, im Exklusiven, im Besonderen.“
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